Interview
Mit Christoph Prœller, Geschäftsführer des Laboratoriums SOLUNA
Wie sind Sie zur Erforschung des Lebensrhythmus gekommen?
Bereits beim Schreiben meines Buches „Eine geistige Reise durch den Kosmos“ stellte ich fest, dass die alchemistische, naturphilosophische und anthroposophische Literatur bezüglich des Lebensrhythmus wenig Erfahrbares und Verständliches bietet. Ich fand kaum schlüssige, nachvollziehbare und einleuchtende Darlegungen, Ansichten und Konzepte. Vielleicht bin ich da zu kritisch. Aber ganz ehrlich, mich ärgerte manchmal, was ich da las. Und so machte ich mich selbst auf den Weg, um diese Lücke zu schließen.
Warum haben Sie sich nicht einfach bei der Chronobiologie bedient und sie studiert?
Das wäre für mich nicht zielführend gewesen. Bei aller Anerkennung der Ergebnisse der Chronobiologie, – sie hat nur eine Perspektive im Blick, die der Biologie und die ist eben nicht ganzheitlich: Sie erforscht einzig den zeitlichen und damit rhythmischen Ablauf biologischer Prozesse. Ich suchte mehr. Denn der Lebensrhythmus des Menschen wird doch von weit mehr als nur biologischen Prozessen bestimmt. Oder?
Deshalb ganzheitlich?
Ja, unbedingt ein Blick aufs Ganze und den ganzen Menschen! Gerade für den Menschen sind teleologische Aspekte, also ziel- und sinngebende Aspekte der Lebensrhythmik von zentraler Bedeutung. Dabei gilt, je langwelliger ein Lebensrhythmus ist, desto mehr treten die teleologischen, d. h. heilsam wirkenden Aspekte des Lebens in den Vordergrund.
Könnten Sie mir dies bitte an ein paar Beispielen verdeutlichen?
Gerne!
- Im Jahreskreis erkennen wir bereits in gewisser Weise unser ganzes Leben. Entsprechend feiern wie alle Jahreszeitfeste als feste Ankerpunkte in unserem Leben. Der Chronobiologie bleibt dieser bedeutende, teleologische Aspekt des Jahreskreises verschlossen.
- Spätestens nach unserer ersten Lebenshälfte beginnen Haut und Seele zu reifen. Der für den Menschen wichtige Aspekt der inneren, d. h. seelischen Reifung liegt klar außerhalb des Forschungsbereichs der Chronobiologie.
- Noch ein Beispiel: Im Hochsommer ist die Freitodrate maximal hoch. Die Chronobiologie begründet dies damit, dass es für den Freitod viel körperlicher Kraft bedarf und die körperliche Kraft im Hochsommer am größten ist. Das mag ein Grund sein, er ist jedoch nicht hinreichend. Der hinreichende Grund liegt viel eher auf der psychologischen, seelischen Ebene: Der Hochsommer wird maximal egozentrisch und egoistisch gelebt. Folglich sind wir im Hochsommer maximal einsam und verzweifelt. Dagegen leben wir die Weihnachtszeit maximal gemeinsinnig und liebevoll. Folglich empfangen wir in der Weihnachtszeit Liebe, leben vermehrt in einer Gemeinschaft und können – nach dem Motto „geteiltes Leid ist halbes Leid“ – auf ein besseres Leben hoffen. Außerdem kommt bald schon das Frühjahr und somit ein Licht am Ende des Tunnels. Diese Erklärung leuchtet ein, sie erscheint mir logisch und nachvollziehbar. Die Chronobiologie hat zu solchen außerhalb der Biologie liegenden Erklärungen keinerlei Zugang.
Wie stehen Sie dann zur Chronobiologie?
Dazu vorneweg: Noch vor ein paar Jahren waren Chronobiologen gern gesehene Gesprächspartner in Talkshows. Heute ist das nicht mehr der Fall. Denn die Gespräche gehen über die Biologie des Menschen nicht hinaus. Sie berühren nicht den Wesenskern des Menschen als geistigem Wesen, physisch-psychisch verfasst, teleologisch denkend und auf Transzendentes zielend. Kurzum: Das Wesentliche der Lebensrhythmik bleibt der Chronobiologie verborgen.
Dennoch: Die Chronobiologie spielt in meinen Studien eine sehr wichtige Rolle. Zum einen liefert sie ein enormes Wissen rund um die kurzwelligen, biologischen Lebensrhythmen des Menschen und zum anderen bestätigt die Chronobiologie meine Forschungsergebnisse. Meine Arbeiten zum Lebensrhythmus habe ich unter dem Titel „Soluna-Spagyrik“ veröffentlicht. Ich finde, dass Chronobiologie und Soluna-Spagyrik keinen Gegensatz bilden und sich perfekt ergänzen.
Sind sie Esoteriker?
Mache ich den Eindruck? Wie kommen Sie darauf? – Antoine Faivre definierte sehr einleuchtend die Merkmale der Esoterik. Er macht mit seiner Definition klar, dass Psychologie, Religionswissenschaft, Teilbereiche der Naturphilosophie und Alchemie durchaus auch esoterische Aspekte aufweisen. Das Problem ist aber, dass viele Esoteriker – vor allem heute – Aspekte verabsolutieren und als Ganzes präsentieren. Wie? Popularisierend, auf Gewinn schielend, spekulativ, einseitig, z. T. manipulativ, letztlich unwissenschaftlich und kritischen Fragen nicht wirklich standhaltend. Damit ist der Begriff „Esoterik“ heute für mich nicht mehr verwendbar. Ich vermeide es tunlichst, ihn in meinen Veröffentlichungen zu erwähnen. Angesichts dessen, was alles als Esoterik ausgegeben wird, bin ich bestimmt kein Esoteriker.
Was sind Sie dann?
Als Geschäftsführer des Laboratoriums SOLUNA beschäftige ich mich wissenschaftlich belastbar mit Alchemie, Spagyrik und dem Lebensrhythmus. Dabei verlaufen meine Studien stets im Kontext einer maximal ganzheitlichen, d. h. kosmologischen Betrachtung. Interessanterweise führen derartige naturphilosophischen Betrachtungen stets in den Vorhof des Christentums. Beispielsweise lassen sich „absolute Nächstenliebe“, „Fegefeuer“ und alle christlichen Jahreszeitenfeste naturphilosophisch begründen.
Mit meinen Arbeiten will ich zeigen, dass die Alchemie und Spagyrik nach Alexander von Bernus gerade in der heutigen Zeit dem Menschen guttun, dass die heutige Wissenschaft zu sehr an einzelnen Disziplinen orientiert ist und damit nicht ganzheitlich forscht. Das zeigt sich daran, dass sich die einzelnen Wissenschaftsdisziplinen nicht mehr zu einem Gesamtbild zusammenführen lassen. Es bereitet mir einfach viel Freude, die ganzheitliche Erforschung des Lebensrhythmus voranzutreiben. Das macht für mich Sinn und daraus schöpfe ich Kraft. Nun, wer bin ich?
Ich bin jemand, wie viele andere auch. Ein Mensch, der sich selbst in seiner Welt erkennen will. In diesem Sinn bin ich ein naturphilosophisch interessierter Mensch, der im Sinne der Alchemie nach Selbsterkenntnis strebt. Einer, der nicht nur für sich lebt, sondern einer, der auch anderen etwas geben will: Erkenntnisse und Schönheitsmittel. Und dazu gibt mir das Laboratorium SOLUNA die Möglichkeit.
Arbeiten Sie im heutigen Sinn wissenschaftlich?
Ich bin es unseren Kunden schuldig, verantwortungsvoll, und damit befreit von wüsten Spekulationen und Meinungen, vorzutragen, was ist. Wenn es sich um Spekulationen oder Meinungen handelt, dann sind diese als solche zu kennzeichnen.
Daher also ein ganz klares Ja: Ich arbeite bestmöglich wissenschaftlich. In meinen Veröffentlichungen wird sauber zitiert und es finden sich keine Plagiate. Zudem stelle ich meine Arbeiten zur Diskussion und freue mich über jedwede Reflexion, kritische Betrachtung und Rückmeldung.
Vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch.