Interview
Mit Christoph Prœller, Geschäftsführer des Laboratoriums SOLUNA
Herr Prœller, Sie leiten die Geschäfte des Laboratoriums SOLUNA und erforschen den Lebensrhythmus. Da haben Sie sich viel vorgenommen.
Das stimmt. Aber es macht Sinn. Denn die Aufgabe war klar: Alexander von Bernus entwickelte seine Form der Spagyrik vor über 100 Jahren. Um die Zukunft des Laboratoriums SOLUNA zu sichern, galt es, seine Form der Spagyrik in die heutige Zeit zu führen. So entwickelten wir sie natürlich – also der Spur der Natur folgend – innovativ weiter. Und diese Weiterentwicklung liegt im Bereich des Lebensrhythmus.
Wie kamen Sie auf diese Weiterentwicklung, auf den Lebensrhythmus?
Wie sind Sie genau zur Erforschung des Lebensrhythmus gekommen?
Bereits beim Schreiben meines Buches „Eine geistige Reise durch den Kosmos“ stellte ich fest, dass die alchemistische, naturphilosophische und anthroposophische Literatur bezüglich des Lebensrhythmus wenig Erfahrbares und Verständliches bietet. Ich fand kaum schlüssige, nachvollziehbare und einleuchtende Darlegungen, Ansichten und Konzepte. Vielleicht bin ich da zu kritisch; aber ganz ehrlich, mich ärgerte manchmal, was ich da las. Und so machte ich mich selbst auf den Weg, um diese Lücke zu schließen.
Warum haben Sie sich nicht einfach bei der Chronobiologie bedient und sie studiert?
Das wäre für mich nicht zielführend gewesen. Bei aller Anerkennung der Ergebnisse der Chronobiologie, – sie hat nur eine Perspektive im Blick, die der Biologie und die ist eben nicht ganzheitlich: Sie erforscht einzig den zeitlichen und damit rhythmischen Ablauf biologischer Prozesse. Ich suchte mehr. Denn der Lebensrhythmus des Menschen wird doch von weit mehr als nur biologischen Prozessen bestimmt. Oder?
Deshalb ganzheitlich?
Ja, unbedingt ein Blick aufs Ganze und den ganzen Menschen! Gerade für den Menschen als leib-seelisch-geistigem Wesen sind teleologische Aspekte, also ziel- und sinngebende Aspekte der Lebensrhythmik von zentraler Bedeutung. Dabei gilt, je langwelliger ein Lebensrhythmus ist, desto mehr treten die teleologischen, d. h. die heilsam wirkenden Aspekte des Lebens in den Vordergrund.
Könnten Sie mir dies bitte an einigen Beispielen verdeutlichen?
Gern!
- Im Jahreskreis erkennen wir bereits in gewisser Weise unser ganzes Leben. Entsprechend feiern wie alle Jahreszeitfeste in einem festen – uns sinngebenden – Rhythmus. Der Chronobiologie bleibt dieser bedeutende, teleologische Aspekt des Jahreskreises verschlossen.
- Spätestens nach unserer ersten Lebenshälfte beginnen Haut und Seele zu reifen. Der für den Menschen wichtige Aspekt der inneren, d. h. seelischen Reifung liegt zumindest bisher klar außerhalb des Forschungsbereichs der Chronobiologie.
- Noch ein Beispiel: Im Hochsommer ist die Freitodrate maximal hoch. Die Chronobiologie begründet dies damit, dass es für den Freitod viel körperlicher Kraft bedarf und die körperliche Kraft im Hochsommer am größten ist. Das mag ein Grund sein, er ist jedoch nicht hinreichend. Der hinreichende Grund liegt viel eher auf der psychologischen, seelischen Ebene: Der Hochsommer wird maximal egozentrisch und egoistisch gelebt. Folglich sind wir im Hochsommer maximal einsam und verzweifelt. Dagegen wird die Weihnachtszeit maximal gemeinsinnig und liebevoll gelebt. Folglich empfangen wir in der Weihnachtszeit Liebe, leben vermehrt in einer Gemeinschaft und können – nach dem Motto „Geteiltes Leid ist halbes Leid“ – auf ein besseres Leben hoffen. Außerdem kommt bald schon das Frühjahr und damit eine nächste Lebenschance. Diese Erklärung leuchtet ein, sie erscheint mir logisch und nachvollziehbar. Die Chronobiologie hat aufgrund ihrer methodischen Beschränkung zu solchen Erklärungen keinerlei Zugang.
Wie stehen Sie dann zur Chronobiologie?
Vorneweg: Noch vor ein paar Jahren waren Chronobiologen gern gesehene Gesprächspartner in Talkshows. Heute ist das nicht mehr der Fall. Denn die Gespräche gehen über die Biologie des Menschen nicht hinaus. Sie berühren nicht den Wesenskern des Menschen als geistigem Wesen, physisch-psychisch verfasst, teleologisch denkend und auf Transzendentes zielend. Kurzum: Das Wesentliche der Lebensrhythmik bleibt der Chronobiologie verborgen.
Dennoch: Die Chronobiologie spielt in meinen Studien eine sehr wichtige Rolle. Zum einen liefert sie ein enormes Wissen rund um die kurzwelligen, biologischen Lebensrhythmen des Menschen und zum anderen bestätigt die Chronobiologie meine Forschungsergebnisse. Meine Arbeiten zum Lebensrhythmus habe ich unter dem Titel „Soluna-Spagyrik“ veröffentlicht. Ich finde, dass Chronobiologie und Soluna-Spagyrik keinen Gegensatz bilden und sich perfekt ergänzen.
Und wie hängt das alles nun mit „Heilung“ und „Gesundung“ zusammen?
Da sind wir wieder beim Thema Ganzheitlichkeit; Naturphilosophie und Religionswissenschaft sind mit zu berücksichtigen. Etwas abstrakt: Das Sein existiert einerseits und andererseits liegt es anscheinend doch auch irgendwie transzendent verborgen. Das Heil steht im Sein, ist aber transzendent zu denken. Daher kennen Sie auch niemanden – außer Jesus –, der das Heil zu Lebzeiten erreicht hat. Das endgültige Heil wird jenseits des Todes gedacht, transzendent empfunden. Dieser teleologische Gedanke macht Sinn, denn er entspricht unserer täglichen Erfahrung.
Ein heilsames Leben ist sinnvoll, weil es für andere da ist. Und aus diesem Sinn des Lebens schöpfen wir Lebenskraft, die uns gesund hält und gesund macht. Das endgültige Heil geht darüber hinaus, es meint ja das umfassende Ganz-Und-Heil-Werden – als Geschenk.
Die Begriffe „Gesundheit“ und „Gesundung“ beziehen sich zunächst auf den Aufbau und die Erhaltung von lebenswichtigen Funktionen. Natürlich lassen sich Gesundheiten, wenn man genauer hinsieht, unterscheiden, natürlich gibt es über das „Basale“ deutlich hinausgehende Gesundheiten. Doch geht der Begriff „Heilung“ weit über den Begriff „Gesundung“ hinaus, er meint mehr als bloß „von einer Krankheit genesen“, er schließt die gesamte Person ein.
Die heutige Schulmedizin zielt einzig auf die Gesundung des Menschen ab. Sie kümmert sich nicht darum, ob das Leben eines Menschen mehr oder weniger heilsam oder sinnvoll verläuft. Fatal ist das bei der Behandlung unheilbarer und tödlich verlaufender Erkrankungen. Denn dann kann der schulmedizinische Arzt den betroffenen Patienten keine heilsame Perspektive bieten. Dass das tragisch ist, haben klinische Studien schon lange eindeutig belegt: Wer den Glauben hat, dass sein Leben, auch über den Tod hinaus, Sinn hat, der wird schneller gesund, lebt länger und vor allem qualitativ besser. Und er erträgt vieles, ohne zu verzweifeln.
Der Sinn des Lebens, die Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen, heilsam zu leben und der Gedanke an das Heil, sind oft therapieentscheidend. Besonders in der Natur-heil-praxis, beim Heil-praktiker und in der Natur-heil-kunde wird das thematisiert. Aus diesem Grund spreche ich auch viel lieber von den SOLUNA-Heil-mitteln als von den SOLUNA-Arzneimitteln. Die Heil-kunde rückt den Patienten als ganzen Menschen deutlich mehr in den Vordergrund als die Schulmedizin. Das äußerst sich z. B. darin, dass nicht wenige Patienten lieber zu einem Heil-praktiker als zu einem Arzt gehen. Denn dort haben sie das Gefühl, dass man sich ihrer tatsächlich annimmt und ihnen tatsächlich zuhört, dass man Zeit für sie hat.
Verteufeln Sie denn die Schulmedizin?
Ganz im Gegenteil, das wäre ja widersinnig. Sie ist für uns alle ein ganz großer Segen.
Dennoch gilt es zu differenzieren, das eine tun und das andere nicht lassen. Oder: Alles zu seiner Zeit und an seinem Platz!
- Die Verbindung von Naturheilkunde und Schulmedizin ermöglicht eine bestmögliche Therapie. Diese wünscht sich jeder. Auch ich möchte am liebsten von einem Therapeuten behandelt werden, der ganz genau weiß, wann er Naturheilkunde, wann er Schulmedizin und wann er beides macht.
- Mit der Naturheilkunde lässt sich Krankheit in Gesundheit wandeln – durch die Steigerung der Selbstheilungskräfte. In diesem Fall überwindet der Mensch aus eigener Kraft eine Krankheit, während im Rahmen einer schulmedizinischen Therapie oft die Medizin die Krankheit oder nur ihre Symptome auflöst.
- Im Rahmen der Naturheilkunde muss der Patient deutlich selbst etwas für seine Gesundheit tun und nicht nur „schnell einmal etwas einwerfen“. Die Naturheilkunde arbeitet extrem verantwortungsvoll. Sie achtet und behandelt den Menschen als selbstbestimmtes Wesen.
Wer sich sachlich und vorurteilslos mit dem Thema „Schulmedizin vs. Naturheilkunde“ beschäftigt, kommt immer – einen gesunden Menschenverstand vorausgesetzt – zu dem gleichen Ergebnis: Wenn möglich, sollte der Naturheilkunde zunächst stets Vorrang gegenüber der Schulmedizin gegeben werden. Naturheilkunde first.
Sind sie Esoteriker?
Mache ich den Eindruck? Wie kommen Sie darauf? – Antoine Faivre definierte sehr einleuchtend die Merkmale der Esoterik. Er macht mit seiner Definition klar, dass Psychologie, Religionswissenschaft, Teilbereiche der Naturphilosophie und Alchemie durchaus auch esoterische Aspekte aufweisen. Das Problem ist aber, dass viele Esoteriker – vor allem heute – Aspekte verabsolutieren und als Ganzes präsentieren. Wie? Popularisierend, auf Gewinn schielend, spekulativ, einseitig, z. T. manipulativ, letztlich unwissenschaftlich und kritischen Fragen nicht wirklich standhaltend. Damit ist der Begriff „Esoterik“ heute für mich nicht mehr verwendbar. Ich vermeide es tunlichst, ihn in meinen Veröffentlichungen zu erwähnen. Angesichts dessen, was alles als Esoterik ausgegeben wird, bin ich bestimmt kein Esoteriker.
Was sind Sie dann?
Als Geschäftsführer des Laboratoriums SOLUNA beschäftige ich mich wissenschaftlich belastbar mit Alchemie, Spagyrik und dem Lebensrhythmus. Dabei verlaufen meine Studien stets im Kontext einer maximal ganzheitlichen, d. h. kosmologischen Betrachtung. Interessanterweise führen derartige naturphilosophischen Betrachtungen stets in den Vorhof des Christentums. Beispielsweise lassen sich „absolute Nächstenliebe“, „Fegefeuer“ und alle christlichen Jahreszeitenfeste naturphilosophisch begründen.
Mit meinen Arbeiten will ich zeigen, dass die Alchemie und Spagyrik nach Alexander von Bernus gerade in der heutigen Zeit dem Menschen guttun, dass die heutige Wissenschaft zu sehr an einzelnen Disziplinen orientiert ist und damit nicht ganzheitlich forscht. Das zeigt sich daran, dass sich die einzelnen Wissenschaftsdisziplinen nicht mehr zu einem Gesamtbild zusammenführen lassen. Es bereitet mir einfach viel Freude, die ganzheitliche Erforschung des Lebensrhythmus voranzutreiben. Das macht für mich Sinn und daraus schöpfe ich Kraft.
Nun, wer bin ich?
Ich bin jemand, wie viele andere auch. Ein Mensch, der sich selbst in seiner Welt erkennen will. In diesem Sinn bin ich ein naturphilosophisch interessierter Mensch, der im Sinne der Alchemie nach Selbsterkenntnis strebt. Einer, der nicht nur für sich lebt, sondern einer, der auch anderen etwas geben will: Erkenntnisse, Heil-mittel und Schönheitsmittel. Und dazu gibt mir das Laboratorium SOLUNA die Möglichkeit.
Glauben Sie an Reinkarnation?
Wie kommen Sie denn darauf? Was ich glaube und was ich nicht glaube, ist eigentlich nicht so wichtig. Aber: Was ich weiß, ist, dass noch niemand über die Schwelle des Todes gegangen ist und, zurückgekommen, darüber berichten konnte, wie sich das Sein nach dem Tod gestaltet. Damit ist es längst nicht beliebig, was man glaubt. Es muss einsichtig und vernünftig sein. Schon viele Philosophen haben sich ernsthaft darüber den Kopf zerbrochen. So sammelten sich im Laufe der Zeit viele Überlegungen an, die gegen eine Reinkarnation sprechen. Damit kann und sollte sich jeder selbst auseinandersetzen; es geht ja immer um sein Leben, genauer: seine jetzige Lebensführung.
Ich merke schon. Sie halten sich aus der Schusslinie.
Nicht wirklich. Aber das Thema ist so entscheidend für jeden, dass es gut ist, sich selbst damit zu beschäftigen, ernsthaft, nicht esoterisch.
Arbeiten Sie im heutigen Sinn wissenschaftlich?
Ich bin es unseren Kunden, Verordnern und Therapeuten schuldig, verantwortungsvoll, und damit befreit von wüsten Spekulationen und Meinungen, vorzutragen, was ist. Wenn es sich um Spekulationen oder Meinungen handelt, dann sind diese als solche zu kennzeichnen.
Daher also ein ganz klares Ja: Ich arbeite bestmöglich wissenschaftlich. In meinen Veröffentlichungen wird sauber zitiert und es finden sich keine Plagiate. Zudem stelle ich meine Arbeiten zur Diskussion und freue mich über jedwede Reflexion, kritische Betrachtung und Rückmeldung. Mein wissenschaftlicher Lektor sagte einmal zu mir „Christoph, 90 % Deiner Buchinhalte sind unwiderlegbar“. Darauf antwortete ich ihm, dass mir das reicht, denn damit sind meine Veröffentlichungen im Großen und Ganzen „unsinkbar“ und damit in jeder Diskussion standhaft.
Vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch.